08 August, 2010

Ein Monat gereist

Genau einen Monat ist es her, seit dem ich Curitiba nun verlassen habe und mich auf die Reise durch Brasilien gemacht hab. Und es hat sich gelohnt, auch wenn ich durch den Winter hier jede Menge Regen abbekommen habe.


Von Curitiba aus ging es zuerst einmal nach Rio. Dort habe ich eine sonnenreiche Woche verbracht und mir die Metropole mal genau unter die Lupe genommen. Und ich bin nach wie vor begeistert von dieser Stadt, da laesst sich´s leben wuerde ich sagen!

Von Rio aus bin ich dann mit dem Bus nach Angra und von dort mit der Faehre auf die Ilha Grande. Auf der Ilha Grande habe ich mich mit meiner franzoesischen Mitbewohnerin Emmanuelle getroffen. Dazu sind uns noch zwei lustige Argentinier ueber den Weg gelaufen und zu viert haben wir drei tolle Tage dort verbracht. Ilha Grande ist bisher die schoenste Insel, die ich von Brasilien kenne. Keine Autos, kleine Doerfer und goldene Straende!

Von der Insel sind wir (Manu und ich) verplanter Weise einen Tag zu frueh abgereist...irgendwie verliert man dort schnell das Zeit gefuehl :D. Haben dann eine Nacht in der haesslichen Stadt Angra, die einem kompletten Favela gleicht uebernachtet, um am naechsten Tag den Bus nach Belo Horizonte zu nehmen.

Das hat sich leider etwas schwerer dargestellt als erwartet - allerdings sollte man hier eben gar nichts erwarten, schliesslich sind wir ja in Brasilien. Man sollte sich einfach nur ueber das freuen, was direkt und problemlos ablaeuft und alles andere als selbstverstaendlich hinnehmen.

Auf jeden Fall konnte man den Bus nicht mit ner Bankkarte zahlen, sondern nur mit Bargeld. Wir hatten aber nicht soviel Bargeld dabei und alle Bankautomaten in der Naehe waren ausserbetrieb. Dann ist der einzige Bus nach Belo Horizonte eben ohne uns abgefahren. Und was macht man als verzweifelter Backpaecker?! Nach Rio sind wir dann halt mal wieder gefahren, weil das war der einzige Bus, denn wir uns gerade noch bar leisten konnten. Und ausserdem ist Rio der beste Ausgangspunkt fuer die Weiterreise - von hier aus kommt man nach ueberall!
In Rio angekommen haben wir uns nen Bus direkt nach Ouro Preto gesucht, der fuhr allerdings erst in der Nacht los. Also haben wir spontan eben noch nen Tag shopping in Rio eingelegt ;) -shopping deswegen, weil es den ganzen Tag geregnet hat - und selbst das schoene Rio ist bei Regen beschissen.
Die Nachtfahrt nach Ouro Preto hat endlich mal wieder gut geklappt und um 7 Uhr morgens waren wir dann in dem schoenen alten Staedchen, dass einen grossen portuguiesischen Einfluss hat. Diese ganze Stadt ist noch alt portugiesischer Stil und wunderschoen. Sie liegt auf mehreren Huegeln und die Stassen sind noch aus Pflastersteinen des letzten Jahrhunderts. Es geht also immer nur holter die polter auf und ab - es ist die erste Stadt, in der ich Brasilianerinnen ohne Stoeckelschuhe gesehen habe - das waere hier wortwoertlich toedlich!

In Ouro Preto haben wir CouchSurfing gemacht. Haben in ner 15er MaennerWG gewohnt, war ganz lustig, wir wurden schoen bekocht und verhaetschelt ;)

Von Ouro Preto aus ging es weiter nach Belo Horizonte (BH). Auch dort haben wir CouchSurfing gemacht. BH ist allerdings eine sehr haessliche und auch nicht besonders sichere Stadt. Wir sind dort also nur einen Tag geblieben. An diesem Tag haben wir den einzig schoenen Teil der Stadt angeschaut - die Lagoa (Lagune) an der drei Bauwerke von Nimeyer, dem beruehmtesten Architekt Brasiliens stehen.

Emmanuelle ist von BH aus wieder zurueck nach Curitiba gefahren, ich habe den Flieger nach Salvador genommen.

In Salvador habe ich mich mit Lolo (meine deutsche Freundin aus Curitiba) getroffen. Allerdings lief der Urlaub in Salvador erst mal schief. Ich hatte mir ein schlimmes Bakterium eingefangen und war erstmal voellig platt, sodass wir am ersten Tag direkt ins oeffentliche Krankenhaus gegangen sind. Da in Brasilien das oeffentliche Krankenhaus kostenlos ist, gehen dort alle Leute hin, weswegen somit auch WARTEN angesagt ist. Drei Stunden vergingen bis ich endlich dran kam und dann auch noch ne Antibiotika spritze bekam....ich hasse Spritzen! Den Tag drauf haben wir uns dann am Strand ausgeruht. Das war eigentlich ganz cool. Nur hat Lolo da anscheinend zu viel Sonne abbekommen und den Tag drauf lag sie dann kotzenderweise flach im Bett. Hab mir dann ein bisschen alleine das Stadtzentrum angeschaut, aber mir ging es ja auch noch nicht so gut. Und alles was ich zu Salvador sagen kann ist, dass ich diese Stadt schrecklich finde. Also nicht, weil wir beide krank waren, nein. Die Stadt ist riesig, ein einziges Chaos und super dreckig. Dazu noch super gefaehrlich. Es ist die einzige Stadt in der ich mich richtig unsicher und unwohl gefuehlt habe. Jeder hat mit jedem Blickkontakt und man fuehlt sich beobachtet. Das liegt wohl auch daran weil Salvador super touristisch ist. Das kleine Zentrum "Pelourinho" ist schon ganz schoen, kleine Gaesschen und bunte Haeuser, aber das war auch schon alles! und ab sechs Uhr abends sollte man sich da nicht mehr aufhalten....also was soll ich noch in der Stadt?!

Wir haben dann beschlossen so schnell wie moeglich aus der Stadt zu gehen und sind auf die Insel Morro de Sao Paulo gefahren. Dort hatten wir dann mit dem Wetter pech, es hat 2 Tage lang durchgehend geregnet. Und was will man auf ner Insel bei Regen...wir waren schon so verzweifelt, dass wir I-Pod Parties gemacht haben :D Ohrstoepsel rein und dumm rumtanzen...ja, das war das einzige, was man machen konnte.

Auch diese Insel hat mir nicht gefallen, sie war viel zu gross und super touristisch. Man fuehlt sich da eher wie am Ballermann in Mallorca als auf einer idyllischen Insel in Bahia. Furchtbar, ein riesen Strand nur mit Laeden und Fressbuden und Caipistaenden. Und tagsueber wurde nur Werbung fuer die ueberteuerte Party nachts gemacht - ne Party bei Regen im Freien TOLL!! War eh alles ueberteuert, und alle haben einen belabert und wollten einen nicht mehr gehen lassen, schlimm!

Hier wollten wir also auch nicht mehr laenger bleiben und haben beschlossen so schnell wie moeglich aus Bahia zu fliehen und weiter in den Norden zu fahren. Das beste von der Insel kam noch bei der Abfahrt. Da wollte uns einer von seinem Boot und Preis ueberzeugen mit dem Satz "es kostet fuer euch 50 Reais, wenn ihr nicht fragt wieviel das andere Boot kostet". Alles klar! Wir natuerlich "nein". Das dumme ist nur, dass die sich alle untereinander kennen und wie wir auf dem Weg zum Kollegen waren hat der schon mit dem anderen per Handy telefoniert, er soll den Preis hoch machen....als Tourist ist man einem hier voellig ausgeliefert, auch wenn man portugieisch kann - die haengen alle zusammen. Sowas kann ich gar nicht leiden!

Wir haben dann nen katamaran direkt nach Salvador genommen - ja hahahaha...mit dem Kat sind wir bis zur naechsten Insel gefahren und von dort ueber den Landweg mit nem mini Uraltauto, das fast aus auseinander geflogen ist nach Salvador....argh.....wie ich diese Insel und die Leute da gehasst habe!

In Salvador gab es dann natuerlich auch keinen billigen Bus mehr nach Maceió, unser naechstes Ziel im Nordosten Brasiliens. Wir mussten also den teuren Nachtbus nehmen. Aber was macht man nicht alles um aus so einer Stadt herauszukommen ;). Haben den Tag also nochmal in Salvador verbracht und noch ein paar nette Straesschen um Zentrum entdeckt und sind dann ueber die Nacht nach Maceió gefahren.

In Maceio angekommen hat uns unser neuer Couch, bei dem wir die ganze naechste Woche verbracht haben vom Busbahnhof abgeholt.

Der hat uns dann erst mal bei seiner 60 Jahre alten Tante abgeliefert, weil bei ihm grad nen Wasserrohrbruch war. Der gute Leonardo ist zwar schon 27 aber sehr unbeholten, also eigentlich benimmt er sich wie ein 17 jaehriger. Das ist in Brasilien aber durch aus normal, weil hier wohnen alle bei Mama bis sie verheiratet sind und sind somit komplett unselbstaendig. Mama kocht, Mama geht mit Klamotten einkaufen und zahlt, Mama macht alles...eine Glucke wie in nem schlechten Film. Aber nett war er und niedlich irgendwie auch, weil er so unbeholten ist.

In Maceió haben wir auf jeden Fall ne coole Zeit verbracht. Auch wenn es oft geregent hat war es immer konstante 27 Grad, auch nachts konnte man im Kleidle raus. Tgsueber haben wir uns dann die weissen Sandstraende mit Palmen und tuerkieblauem glasklarem Wasser angeschaut und abends sind wir ab uns zu Samba tanzen gegangen -mit der 60 jahre alten Tante, die entweder in ner engen Lederhose oder in nem knappen Minikleid erschienen ist :D! Sah aber nicht schlecht aus. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spass!

Maceió war so etwas wie das Paradies. Die Stadt hat zwar auch nichts, nur kleine Haeuser und runtergekommene Strassen, aber sie ist so, wie man sich Brasilien in Europa vorstellt! Mir hat´s da auf jeden Fall gut gefallen.

Und nun bin ich mal wieder in Sao Paulo bei Gabi. Hier ist ja schon so gut wie mein zweites Zuhause in Brasilien. :) Und am 8. August fahr ich zurueck nach Curitiba, treff nochmal alle meine lieben Freunde und erwarte meine Familie am 10. August auf dem Flughafen. Danach gibt's dann nochmal einen Monat Familienurlaub, bis ich am 11. September wieder deutschen Boden betreten werde!!!


Hoffe ihr seid durch den Text gekommen :)

Bis bald, freu mich schon wieder alle zu sehen!

eure Mara  


Rio vom Vista Chinesa













Ilha Grande













Ich und Emmanuelle auf der Rueckfahrt von Ilha Grande













in Ouro Preto













Die Kirche von Nimeyer in Belo Horizonte













Manu, ich und Fernando - Theater  im Theater von Nimeyer












Salvador - Pelourinho













Ilha Morro de Sao Paulo










Maceió - Stadtstrand - Lolo und ich an der Palme












Piscinas naturais












Lolo und ich am Praia da Gunga bei Ebbe













Praia dos Frances - unendliche Weite













Sonnenuntergaenge vom Feinsten













und ein sattes Rot am Himmel

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